Mit Ross und Rad zum Einsatz: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Birkenwerder
| Freiwillige Feuerwehr Birkenwerder | |
| Marcel Manske, Stellvertretender Wehrführer | |
| E-Mail: | feuerwehrbirkenwerder1900@gmail.com |








Mit Horn und Spritze

Stand: Oktober 2025
Seit nun 125 Jahren ist die „Freiwillige Feuerwehr Birkenwerder“ im Einsatz, wenn sie gebraucht wird.
Dieses Jubiläum wurde 2025 zusammen mit dem „Birkenfest“ am 13. und 14. Juni sowie mit dem „Feuerwehrball“ am 20. September bunt gefeiert. „Neben einem Festumzug gab es zudem im Zusammenwirken der aktiven Abteilung mit der Jugendwehr zwei Einsatzinszenierungen in Form eines Brandes und eines Pkw-Unfalls“, erzählt Marcel Manske als stellvertretender Wehrführer.
Von Anfang an
Begonnen hat alles am 11.
November 1900: Ein pensionierter Feuerwehrmann sowie drei weitere Bürger der 1527-Seelen-Gemeinde Birkenwerder schlossen sich zusammen, um eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Nach der Bekanntgabe war sofort reges Interesse vorhanden. Viele wollten mit anpacken. Die damalige Technik bestand lediglich aus einer Handdruckspritze von 1806. Diese musste noch mit Wassereimern befüllt werden und
wurde per Hand zum Einsatzort gezogen. Die Gründung einer Feuerwehr brachte einen
großen Vorteil: Im Brandfall musste nicht mehr wie üblich gleich das ganze Dorf mit Eimern und Feuerhaken losrennen. Stattdessen gab es eine Handvoll Männer, die sich
gezielt damit beschäftigten und solche Notfälle effizient anzupacken wussten.
Wandel der Zeit
„Das erste eigene Gebäude gab es dann im April 1901. Damals gehörten 19 Kameraden dem Löschzug an. Zuständig waren sie für Birkenwerder und einen Umkreis von etwa sieben
Kilometern“, beschreibt Bernd Wiediger. Mit seinen inzwischen 54 Jahren Dienstzeit ist er heute der älteste Unterstützer der „Freiwilligen Feuerwehr Birkenwerder“.
Der 1903 in Betrieb genommene modernere Wasserwagen wurde mit Pferden gezogen und war zur damaligen Zeit ein echter technischer Fortschritt. Nach Ertönen des Horns waren ausgewählte Pferdebesitzer dafür verantwortlich, den Wagen umgehend zu bespannen.
Wer damals nicht mit auf den Löschwagen passte, musste mit dem Fahrrad zum Einsatzort eilen. 1908 gab es endlich die erste fahrbare Schiebleiter.
Im September 1927 erhielt die Feuerwehr das lang ersehnte Depot mit Wohnungen für die Bereitschaft.
Nur etwa ein Jahr später leistete man sich eine 1 000-Liter-Motorspritze, die mit einem gespendeten Wagen mit Benz-Motor gezogen wurde. Dank weiterer Zuwendungen und Bemühungen gehörte die Birkenwerder Feuerwehr schon sehr bald
zu den bestausgerüsteten im weiten Umkreis.
Erfinderisch in der Not
Einen herben Rückschlag bot der Zweite Weltkrieg. Dieser hatte auch hier deutliche Spuren hinterlassen, die Lage war katastrophal. Fahrzeuge und Geräte waren nicht mehr vorhanden oder zerstört. Mühsam wurde versucht, Ausrüstung und Fahrzeuge zu beschaffen. Ende 1945 war das Wunder vollbracht: In Eigenregie gelang es, zwei Fahrzeuge zusammenzubauen und in Einsatzbereitschaft zu versetzen.
Weg in die Moderne
2004 fand die Eröffnung des heutigen Gebäudes statt.
Dieses wurde in die historische Umgebung von Kirche, Schule und Pfarrhaus eingegliedert. Für den Bau hat man den Ziegelstein „Gelbe Birkenwerdersche“ verwendet, der einst in Birkenwerder hergestellt wurde.
„Was nur wenige wissen, ist, dass das Gebäude aus der
Vogelperspektive ein Kruzifix darstellt. Nachteil dieser Architektur ist, dass man so in der Raumgestaltung sehr begrenzt ist“, beschreibt Alexander Scherfling, der seit vier Jahren hier im Dienst ist. Das alte Gebäude befindet sich neben dem neuen Feuerwehrhaus von 2004 und beherbergt unter anderem eine Schulbibliothek.
Die aktuell 48 Freiwilligen
verfügen über einen gut ausgestatteten Fahrzeugpark. 2021 erhielten sie ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug „HLF20“ und ein Tanklöschfahrzeug „TLF 9000 Tatra“ mit 9 000 Litern Fassungsvermögen fürs Löschmittel. So geht die Wache nach wie vor mit gutem Beispiel voran. „Damit das
zukünftig so bleibt, freuen wir uns über jeden, der Lust hat, sich uns anzuschließen“, lädt Marcel Manske ein.
Kinder, Jugend und Senioren
Ein wichtiger Punkt ist der Nachwuchs. So wurde 1991 die Jugend- und 2019 die
Kinderfeuerwehr gegründet. Ebenso kommt das Team gerne zur Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen.
„Die meisten Kameraden im Ruhestand wechseln in die
Alters- und Ehrenabteilung und unterstützen somit weiterhin, etwa bei Festen und Veranstaltungen oder kümmern sich um Verpflegung bei größeren Einsätzen“, freut sich der stellvertretende Wehrführer.
Leiterproblem am Baum
In den letzten 125 Jahren gab es so manche knifflige Einsätze. „Besonders herausfordernd sind Situationen, in denen wir nicht so agieren können,
wie wir es gerne möchten. So können etwa Bäume den Weg für die Drehleiter blockieren oder ein Blechdach das direkte Löschen gänzlich verhindern. Sehr aufreibend war 2022 der Brand in einem Pflegeheim in Hohen Neuendorf. Die örtlichen Gegebenheiten ließen nur das Löschen von vorne zu. Das hat den Einsatz sehr verkompliziert. 1992 konnte mit vereinten Kräften aus Berlin und Nordrhein-Westfalen zudem ein über vier Wochen andauernder Brand in Summt unter Kontrolle
gebracht werden“, berichtet Bernd Wiediger.
Gemeinsame Interessen
Dass man in diesem Ehrenamt äußerst kameradschaftlich ist, zeigt sich ebenso in Birkenwerder. So besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Feuerwehren der Stadt Hohen Neuendorf mit ihren drei Löschzügen sowie weiteren aus umliegenden Regionen. Daneben werden mehrere Patenschaften gepflegt. Eine lange Freundschaft existiert mit der Freiwilligen Feuerwehr in Ellingstedt in
Schleswig-Holstein sowie der
Feuerwehr in Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen, die bei der diesjährigen Jubiläumsfeier anwesend war und die Stimmung so richtig anheizte.